Black Eye - Galaxie 03.03.2011

Höhere Auflösung. Achtung: 1,63MB

8"-Newton GSN 2001 1000mm Brennweite, Baader MPCC
Canon Eos 400d (modifiziert), ISO 800: 20x600sec
Gesamtbelichtungszeit: 200min = 3h20min
Guiding mittels Watec Wat 120N+ an OAG
 

Im Jahre 1779 entdeckte Johann E. Bode die Galaxie M 64. Er erkannte in ihr aber nur einen "kleinen, nebelhaften Stern". Ein Jahr später stiess Charles Messier auf dasselbe Objekt und verzeichnete es unter der Nummer 64 in seiner Liste. Die Struktur von M 64 ist sehr ungewöhnlich. Die Spiralarme zeigen eine wunderschön feine und einheitliche Struktur ohne Spur einer Auflö- sung in Sternenwolken oder Nebelknoten. In der Zentralregion macht sich plötzlich eine gewaltige Staubwolke bemerkbar und fasst die ganze nördliche und östliche Seite des Zentrums ein. Dieser Staubwolke verdankt die Galaxie den Namen Blackeye: Die einen sehen im Kern das Lid eines geschlos- senen Auges und in der Dunkelwolke die langen, geschminkten Wimpern; für die anderen ist die Dunkelwolke eine dicke, buschige Augenbraue und der Kern das Auge, das einen anblickt. Im deutschen Sprachgebrauch bedeutet "black eye" "Schwarzes Auge".

Auf Fotografien von Grossteleskopen zeigt die Staubwolke viele feine Details und bricht dann auf in eine komplizierte Region von gemischter dunkler und leuchtender Materie, welche die Zentralregion umrandet. D'Arrest glaubte, das Zentrum teilweise aufgelöst zu sehen, während Lord Rosse die hellen Flecken als einen nahen Sternhaufen von kleinen Sternen interpretierte.
Die wahre Natur von M 64 wurde erst kürzlich entdeckt: In der Galaxie rotieren zwei unabhängige Scheiben in unterschiedlicher Richtung! Beobachtungen mit dem Very Large Array in New Mexico und dem Westerbork Synthesis Radio Telescope in den Niederlanden zeigten, dass neutraler Wasserstoff in der Kernregion von M 64 andersherum rotiert als der Rest der Scheibe. Wo die beiden Scheiben sich aneinander reiben, verliert das Gas an Drehimpuls und stürzt in den Kern der Galaxie. Dieser Prozess ruft die eigenartige Struktur hervor. Er ist auch nicht stabil, sondern wird, so schätzt man, in etwa einer Milliarde Jahren enden. Zu dem Zeitpunkt wird alles Gas aus beiden Scheiben ins Zentrum gefallen sein und dort erneute Sternent- stehung anregen.
Es wird vermutet, dass die Galaxie eine Gaswolke, vielleicht eine kleine elliptische Zwerggalaxie, einge- fangen hat. Dieses Material besass ungeordnete Be- wegungen und verursachte eine konträre Rotation der inneren Scheibe. Das System stabilisierte sich über einen Zeitraum und Sterne konnten sich bilden. Solche gegenläufige Scheiben sind äusserst selten. Ein weiteres bekanntes Exemplar ist die junge elliptische Galaxie NGC 4550 im Sternbild Virgo. Die genaue Entfernung von M 64 ist nicht präzise ermittelt worden, aber sie scheint bei ungefähr bei 20-25 Millionen Lichtjahren zu liegen. Die Rotverschiebung liegt bei 420 km/s, was etwa ein Drittel des Wertes für eine typische Galaxie des Virgohaufens ist. Der scheinbare Durchmesser von 9.2' entspräche dann 60'000 Licht- jahre. Andere schreiben M 64 eine Entfernung von 44 Millionen Lichtjahren zu, was etwa den doppelten Durchmesser zur Folge hat. Das Licht von M 64 ist etwas gelblicher als das von vielen anden Spiralgalaxien, die integrierte Spektralklasse ist etwa G7

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